Von links nach rechts, von rechts nach links. Viele kennen das Gefühl von Rastlosigkeit, Unruhe und Gegrübel dann, wenn eigentlich Schlafenszeit ist. Jeder Dritte schläft schlecht, jeder Vierte zu wenig. Die für uns so lebenswichtige Erholungsphase erlebt in Zeiten einer immer hektischeren Gesellschaft einen regelrechten Imagewechsel. Hip ist, wer mit wenig Schlaf auskommt und dabei maximal leistungsfähig bleibt. Doch Schlafforscher Hans-Günter Weeß hält dagegen:
Ausreichend Schlaf ist lebensnotwendig, denn...
• wer nicht ausreichend schläft verdoppelt sein Risiko für Depressionen, steigert das Herzinfark- und Schlaganfallrisiko um 23 % bzw 11 % und schwächt darüber hinaus sein Immunsystem.
• 2 Stunden weniger Schlaf erhöhen bereits das Erkältungsrisiko um 30 %, das Bluthochdruckrisiko gar um 66 % und die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht steigt auf immerhin stattliche 50%.
• 2 Stunden weniger zu schlafen bedeutet auch, dass das Unfallrisiko um 19% ansteigt! Schlafmangel ist darüber hinaus doppelt so häufig für tödliche Verkehrsunfälle verantwortlich, als Alkohol am Steuer.
• Menschen mit Schlafmangel fehlen mehr als doppelt so häufig am Arbeitsplatz als Schlafgesunde.
• wer 16 Stunden wach ist, hat ein Reaktionsvermögen, welches einem Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille entspricht. Bei 22 Stunden Wachheit entspricht es 1,0 Promille.
• Schlafmangel fördert einen ungesunden Lebensstil: Übermüdet ernähren wir uns ungesünder, trinken mehr Koffein und rauchen verstärkt.
• das im Schlaf gebildete Testosteron ist wichtig für den Muskelaufbau und die Fortpflanzungsfähigkeit des Mannes. Sportler müssen um erfolgreich zu sein nicht nur ausreichend trainieren, sondern auch viel schlafen! Wenn Männer über zwei Wochen anstatt 8 Stunden nur 4 Stunden schlafen, reduzieren Sie Ihre Testosteronbildung um 50 Prozent und gefährden darüber hinaus ihre Fortpflanzungsfähigkeit.
Dr. phil. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß ist psychologischer Psychotherapeut und Somnologe. Er leitet die Schlafmedizinischen Abteilung des Pfalzklinikums Klingenmünster und ist als Dozent an der Universität Koblenz-Landau (WIPP) tätig. Seit 2008 ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.